Entlassung You've got a friend
Montag, 15.3.21
Immer noch bissel matt, kaum Lust rauszugehen. Ich bekomme nach der Visite noch einen Crashkurs Ernährung vom OA persönlich, zum Aufpäppeln für die nächste Einheit soll ich alles essen, was ungesund ist....ich warte auf den Psychologen, aber der kommt nicht, schliesslich nach dem Mittag gehe ich doch bissel ne Runde raus, schaffe 4000 Schritte. Dann wieder matt ins Bett. Für die Nacht bekomme ich einen Beutel Nährlösung drangehängt, dafür muss ich aller 90 min auf Toilette, aber sonst vertrage ich es gut....
Dienstag, 16.3.21
In Abständen gut geschlafen, Infusion hängt noch bis 930 Uhr dran, dann Frühstück und Visite, muss mich zwingen einzupacken. Bekomme ich alles angesammelte in meine Taschen? Dann habe ich gepackt, schaffe das Mittag erstmals nicht, muss mich wieder ausruhen, dann soll mein Bett wieder vergeben werden, ich ziehe mich in den Afenthaltsraum zurück, dort ist allerdings 1330 Uhr Übergabe. Zum Glück ist die Ärztin mit dem Brief fertig, eine Schwester muss mir nur noch die portnadel ziehen, ich bekomme dann morgen nen neue von der Sozialschwester, die mich besuchen wird und mir meine Nährlösung für daheim anbringen beibringen wird...
Dann fahre ich mit meiner Frau heim und freue mich schon wieder auf die Couch, doch auch das Cremereiche Kaffeetrinken schmeckt mir....
Mit viel Liebe werde ich daheim behütet und weiter gepflegt.
Mittwoch bis Freitag, 19.3.
Ich versuche jeden Tag ein bisel Bewegung zu haben, anfangs bin ich noch sehr müde und lege mich immerwieder mal hin. Ab Donnerstag bekomme ich per Pflegedienst nachmittags meinen Rucksack mit Zusatznahrung direkt in den Port hineingepumpt, In der ersten Nacht pumpt er bis 6 Uhr, dann piepts und ich schalte aus und sperre den Port ab...gg 7 Uhr kommt dann die Pflege-Chefin und nabelt mich wieder ab. Das wird jetzt jeden Nachmittag so weitergehen.
Am Montag in der Klinik hatte ich zur Bildung der weissen Blutkörperchen, die durch die Chemo reduziert sind (aber für's Immunsystem wichtig) eine Spritze bekommen, mit der Aussicht auf Schmerzen in den Knochen, die kommen nun am Donnerstag früh auf....Abends sind sie nicht mehr auszuhalten, ich schaffe gerade einen kleinen Spaziergang im Schneegestöber, dann weiss ich nicht, ob ich stehen oder sitzen soll. Im Chat mit meiner Ärztin lasse ich mir zu Paracetamol raten und nehmme 2x 500er Tabletten, das lässt mich erstmal gut schlafen (in meiner Tochter ihrem Bett) damit ich alle anderen, die ins Schlafzimmer gezogen sind, nicht störe....Als die Tablette nachlässt, und ich mich nicht bewege lässt es sich aushalten. Am Tage dann geht es so gut, dass ich sogar mal zur Ärztin fahren kann und die stärkeren Schmerzmittel abholen kann. Am Freitag Abend sind die Schmerzen ganz weg.
Leider erreicht mich die Nachricht, dass meine Schulkameradin und Tanzstundenpartnerin A. im Februar an Krebs verstorben war. Das wirft mich natürlich stark zurück und macht besonders traurig, aber der Zuspruch der Klassenkameraden auf mein "Outing" gibt ja auch wieder Kraft....
Nachmittags beginnt mein neues Leben als Saxophonspieler. Sabine kommt und gibt mir die erste Stunde am Altsax-Leihinstrument. Es ist schwerer als Flöte und als gedacht, einen Ton herauszubekommen, ein gutes Training für die Atmung und gute Vibes....Durch die selbe Griffweise wie bei der Tenorflöte, kann man schnell ne einfache Tonleiter spielen.....Das gibt auch wieder Kraft und eben „Vibes“.....
Mir kommt "Youve got a friend" (ich kannte es zuerst von den Housemartins) in den Sinn, ich könnte es für alle Menschen rundherum singen, es ist so schön, nicht alleine mit den aktuellen Sorgen zu sein...Hört selbst:
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